JEF Bayern in Brüssel
Die internationalen Fahrten sind zurück! Dieses Jahr ist die JEF Bayern daher nach Brüssel gereist – ins Herz der Europäischen Union.
Eine Woche haben die Teilnehmer:innen gelernt und erkundet. Auf dem Tagesplan standen Führungen, Diskussionen und gemeinsames Abendprogramm. Organisiert wurde die Fahrt von unserer AG International.
Dankeschön!
Wir danken unseren Förderern, die diese Fahrt möglich gemacht haben.
Blogeintrag
Liebe Blogler:innen,
Zwölf Mitglieder der JEF Bayern reisten im September 2022 nach Brüssel. Neben einem bunten Programm an Treffen mit EU-Beamten, Journalisten und NGO-Mitarbeiter:innen, nutzen wir auch die Zeit, um über unsere eigenen Ideen und Schwerpunkte
der JEF Bayern Programmatik und Internationales nachzudenken. Im Folgenden wollen wir euch einen kurzen Überblick über die einzelnen Treffen geben. Dabei spiegelt dieser in keinster Weise das politische Programm der JEF Bayern wider,
sondern ist vielmehr als ein Blogeintrag einer unvergesslichen Reise nach Brüssel zu verstehen. In diesem Sinne, c’est parti pour Bruxelles!
Verfasst von Jan Lindner und Fabian Puckschamel
Lobbying in der EU – worum handelt es sich und welchen Einfluss nehmen Lobbyisten auf den Politikgestaltungs- und Gesetzgebungsprozess?
Warum ist Lobbying für den Gesetzgebungsprozess entscheidend und ein wertvoller Aspekt eines demokratischen politischen Systems? Diese und viele Fragen diskutierten wir mit der Public Affairs Agentur Political Intelligence in Brüssel. Carola, Rory und Grégoire stellten sich unseren Fragen und gaben uns einen spannenden Einblick in ihre tägliche Lobbyarbeit in Brüssel. Im Folgenden fassen wir zusammen, was uns die Lobbyisten der Public Affairs Beratung zu ihren Aufgaben und Verantwortungen in Brüssel erzählt haben.
Was ist Lobbyismus?
Lobbying wird im aktuellen Rechtsrahmen der EU definiert als:
„alle Tätigkeiten (…), die mit dem Ziel durchgeführt werden, direkt oder indirekt Einfluss auf die Formulierung oder Umsetzung der Politik und die Entscheidungsprozesse der EU-Institutionen zu nehmen, unabhängig davon,
wo sie durchgeführt werden und welcher Kommunikationskanal oder welches Kommunikationsmedium verwendet wird, z. B. über Outsourcing, Medien, Verträge mit professionellen Vermittlern, Think Tanks, Plattformen, Foren, Kampagnen
und Basisinitiativen.“
Einfacher ausgedrückt: Lobbying ist eine Tätigkeit von Einzelpersonen mit dem Ziel, die Formulierung oder Umsetzung von EU-Politik oder -Rechtsvorschriften (in)direkt zu beeinflussen. Ein Lobbyist ist in dem meisten Fällen ein Fachmann für öffentliche Angelegenheiten, der sich innerhalb Gesetzgebungsprozesses betätigt und oftmals in einem bestimmten politischen Bereich eine große Expertise und Erfahrung vorweisen kann.
Warum ist Lobbyismus
im Gesetzgebungsverfahren so wichtig?
Lobbyisten werden in der Öffentlichkeit oft als Vertreter spezifischer und gewinnorientierter Interessen mächtiger Unternehmen wahrgenommen, was sich letztlich negativ auf die Gesetzgebung auswirkt. Lobbyisten sind zwar der Kanal,
über den „außenstehende“ Interessen Zugang zum Gesetzgebungsprozess erhalten, doch verstehen die Lobbyisten von Political Intelligence ihre Arbeit als ein wesentlicher Bestandteil des demokratischen Systems.
Die Frage, warum man Lobbyarbeit betreibt, ist berechtigt, wenn man bedenkt, dass Politiker in einem demokratischen Staat die Interessen der Wähler vertreten sollen. Lobbyisten stellen im Wesentlichen entscheidendes Fachwissen und
Kenntnisse zu spezifischen und oft komplexen Themen zur Verfügung. In diesem Zusammenhang erklärt uns das Team von Political Intelligence, dass sie besonders ausgeprägte Expertise in den Bereichen nachhaltige Energien, Essen und
Trinken, Telekommunikation und Gesundheit & Pharmazie entwickelt haben.
Hierbei hilft Political Intelligence seinen Kunden zum einen politische Risiken und Chancen abzuwägen. Zum anderen stellen sie Informationen zum Entscheidungsprozess zur Verfügung. Letzteres ermöglicht es den Kunden sich am politischen
Entscheidungsprozess zu beteiligen und unterstützt dabei, dass sich die Kunden mit wichtigen Einflussnehmern treffen können. Die Treffen können verschiedene Formen annehmen, wie zum Beispiel die Beteiligung an formellen Konsultationsphasen
der EU Kommission ebenso wie die spezifische Nutzung von Plattformen. Ziel ist es, die Position zu einem bestimmten Thema auf die Agenda der EU Politik zu bringen. Vor allem in der EU, wo Zeit ein knappes Gut ist, die Büros der Politiker:innen
unterbesetzt sind und die Gesetzgebungsprozesse sehr umfangreich sind, liefern Lobbyisten oft das nötige Fachwissen und die Informationen, die für die besten Ergebnisse und die Wirksamkeit der Gesetzgebung erforderlich sind. Darüber
hinaus verfügt Political Intelligence Erfahrung darin, mehrere Organisationen und Interessengruppen zusammenzubringen mit dem Ziel über verschiedene Kommunikationskanäle kohärente Kampagnen durchzuführen. Das Ergebnis ist eine höhere
Qualität des Gesetzgebungsprozesses, was zur Folge hat, dass die Legitimität der politischen Entscheidungen im Allgemeinen gestärkt wird.
Wo in den komplexen Entscheidungsprozessen der EU
hat Lobbyarbeit ihren Platz?
In der Literatur wird immer wieder auf die Metapher eines politischen Marktes verwiesen, um den Einfluss und die Aktivitäten von Lobbyisten zu beschreiben. Betrachtet man das einfache Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage, so stellen
auf dem politischen Markt Politiker, EU-Beamte und Lobbyisten Informationen bereit und tauschen sie aus. Das Gleichgewicht ist gefunden, wenn die Informationen und Interessen einen Konsens erreichen. Hierfür gibt es kein bestimmtes
Verfahren oder einen festgeschriebenen Ablauf.
Vielmehr werden informelle Treffen, Netzwerke und Veranstaltungen von Lobbyisten genutzt, um einerseits Informationen über aktuelle Gesetzgebungsverfahren für ihre Kunden zu erhalten und andererseits zu versuchen, Einfluss auf das
Gesetzgebungsverfahren im Sinne des Lobbyisten zu nehmen. Während Lobbying oft fälschlicherweise als geheime Treffen hinter verschlossenen Türen wahrgenommen wird, führen das Lobbyregister und die Legalität des Lobbyings zu einem
bekannten und zugänglichen engmaschigen Netzwerk des politischen Informationsaustauschs und der Interessenvertretung.
Ein demokratisches Staatssystem kann nur durch die Interessenvertretung verschiedener Akteure sowohl „innerhalb“ als auch „außerhalb“ des politischen Apparates gedeihen, um eine angemessene Interessenvertretung der Öffentlichkeit
zu gewährleisten. Lobbying stellt für „äußere“ Akteure den Schnittpunkt dar, um Einfluss auf die Gesetzgebungsverfahren zu nehmen, und für „innere“ Akteure, um wertvolles Fachwissen und Kenntnisse über bestimmte Gesetze zu erhalten.
DG ECHO –Inmitten der Krisenkoordination in Europa und weltweit
ECHO steht für European Civil Protection and Humanitarian Aid Operations. Es ist eine der 34 Generaldirektionen der Europäischen Kommission und hat etwa 400 Mitarbeiter.
Generaldirektionen oder GDs sind Abteilungen, die für bestimmte Bereiche zuständig sind, nicht anders als nationale Ministerien. Die meisten Generaldirektionen werden von dem für den jeweiligen Politikbereich zuständigen EU-Kommissar
geleitet – so wird die Generaldirektion CLIMA (Klimapolitik) derzeit vom EU-Kommissar für Klimapolitik, Franz Timmermans, geleitet – und von einem Generaldirektor, der das Tagesgeschäft führt und dem EU-Kommissar unterstellt ist.
Die DG ECHO wird heute von dem slowenischen Kommissar Janez Lenarčič geleitet.
Humanitäre Hilfe
Gemäß Artikel 214 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) finanziert ECHO humanitäre Hilfe und arbeitet mit rund 200 humanitären Partnern zusammen, um weltweit humanitäre Hilfe zu leisten. In Unterabschnitt
(1) heißt es: „Die Maßnahmen im Bereich der humanitären Hilfe (…) zielen darauf ab, Menschen in Drittländern, die Opfer von Naturkatastrophen oder von vom Menschen verursachten Katastrophen sind, Ad-hoc-Hilfe, Soforthilfe und Schutz
zu gewähren, um den sich aus diesen verschiedenen Situationen ergebenden humanitären Bedarf zu decken“.
In der Tat ist ECHO einer der weltweit größten Geber humanitärer Hilfe. So finanzierte ECHO im Jahr 2018 humanitäre Hilfsmaßnahmen im Wert von über 1,8 Milliarden Euro in mehr als 90 Ländern. Die Hauptaufgabe von ECHO besteht darin,
„Leben zu retten, menschliches Leid zu verhindern und zu lindern und die Unversehrtheit und Würde der von Naturkatastrophen und vom Menschen verursachten Krisen betroffenen Bevölkerungsgruppen zu schützen“. Weniger als 1 % des EU-Haushalts
fließt an die DG ECHO (das sind etwa 4 Euro pro Bürger und Jahr). Jedoch erreicht dieses Geld aber vor allem die Hilfsgüter jedes Jahr Millionen von Menschen in Krisen.
Wie bestimmt ECHO, wo Hilfe geleistet wird?
ECHO leistet seine Hilfe unabhängig von politischen Prioritäten, denn sie richtet sich ausschließlich nach dem Bedarf, d. h. nach der festgestellten Dringlichkeit der Hilfe. Dies ist einer der Grundsätze von ECHO: Gemäß Artikel 214
Absatz 2 AEUV werden die humanitären Hilfsmaßnahmen von ECHO nach den Grundsätzen der Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität und Nichtdiskriminierung durchgeführt. Diese Grundsätze sind im humanitären Völkerrecht verankert
und bedeuten, dass ECHO das menschliche Leid unter besonderer Berücksichtigung der Schwächsten und unter Achtung der Würde aller Opfer (Humanität) lindert ausschließlich auf der Grundlage des Bedarfs und ohne jegliche Diskriminierung
geleistet wird (Unparteilichkeit); keine Seite in einem Konflikt bevorzugt wird (Neutralität); unabhängig von jeglichen politischen, wirtschaftlichen, militärischen Zielen ist (Unabhängigkeit).
Jedes Jahr wird das Ausmaß und die Dringlichkeit der Hilfe bei bekannten Krisen bewertet, um zu entscheiden, wie das Budget zugewiesen werden soll, aber ein erheblicher Teil des Budgets ist für unvorhergesehene humanitäre Krisen vorgesehen.
ECHO leistet in der Regel nicht selbst Hilfe, sondern geht Partnerschaften ein, z. B. mit UN-Agenturen, UNICEF oder internationalen Organisationen wie dem Roten Kreuz. Dementsprechend kann ECHO nur Ländern helfen, die den NGOs Zugang
gewähren. So stehen beispielsweise Mittel zur Verfügung, um der schweren Nahrungsmittelknappheit in Nordkorea zu begegnen, aber sie können nicht eingesetzt werden, weil Nordkorea den NGOs den Zugang verweigert.
Außerdem finanziert ECHO nur humanitäre Hilfe außerhalb der EU, da ECHO nach den Verträgen nur gegenüber Drittländern tätig werden darf. Aus diesem Grund hat beispielsweise nicht ECHO, sondern die Generaldirektion Inneres den ukrainischen
Flüchtlingen, die in Polen und anderen Nachbarländern ankommen, geholfen. In der Vergangenheit wurden vorübergehend begrenzte Ausnahmen gemacht, wie z. B. ein humanitäres Programm zur Unterstützung von Flüchtlingen, die angesichts
der Kriegskrise in Syrien in Griechenland ankamen, das aber nach fünf Jahren von der Generaldirektion Inneres übernommen wurde, da es innerhalb der EU lag.
Eine der Stärken von ECHO ist schließlich sein Außennetz mit 49 Außenstellen in 41 Ländern. ECHO unterscheidet sich von der Generaldirektion Internationale Partnerschaften (INPA), früher bekannt als Internationale Zusammenarbeit und
Entwicklung (DEVCO), die langfristige Entwicklungshilfe leistet.
Beispiele für Maßnahmen
ECHO kann allgemeine humanitäre Hilfe, humanitäre Soforthilfe, Nahrungsmittelsoforthilfe, Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene sowie Katastrophenprävention und -vorsorge leisten.
ECHO verteilte insbesondere medizinische und ernährungsspezifische Soforthilfe durch ein Dutzend Flüge im Rahmen der Humanitären Luftbrücke in Gebiete Somalias, die auf dem Landweg nicht mehr erreichbar sind, sowie nach Afghanistan.
Weitere Beispiele sind die von ECHO während der Covid-19-Pandemie geleistete Hilfe: ECHO finanzierte den Covid-bedingten Bedarf in Höhe von 450 Mio. EUR im Jahr 2020 und koordinierte die Lieferung von mehr als 1.570 Tonnen humanitärer
und/oder medizinischer Hilfe durch über 80 Flüge in kritische Gebiete in Afrika, Asien und Amerika. Im Juni 2022 hatte die Europäische Kommission 348 Mio. EUR für humanitäre Hilfsprogramme zur Unterstützung der vom Krieg in der Ukraine
betroffenen Zivilbevölkerung bereitgestellt, davon 13 Mio. EUR für die Zivilbevölkerung in der Republik Moldau. Insgesamt wurden mehr als 60.000 Tonnen lebensrettende Hilfsgüter in die Ukraine geliefert.
Katastrophenschutz – Alle für einen und einer für alle?
Neben der humanitären Hilfe leistet ECHO auch Katastrophenschutz. Sie ergänzen sich gegenseitig: Im ersten Fall teilen sich die Einsatzabteilungen die Zuständigkeiten mit den EU-Mitgliedstaaten, während die EU im zweiten Fall eine
unterstützende Rolle übernimmt, indem sie die freiwilligen Beiträge der am EU-Katastrophenschutzverfahren teilnehmenden Länder in Form von Sachleistungen koordiniert. Die EU-Mitgliedstaaten und sieben Drittländer, insbesondere Island,
Norwegen, Serbien und die Türkei, nehmen an diesem Programm teil, das darin besteht, in Notfällen, in denen die regionalen Ersthelfer überfordert sind, Hilfe zu leisten. Seit seiner Einrichtung im Jahr 2001 wurde dieser Mechanismus
bei mehr als 600 Notfällen aktiviert, und diese Zahl steigt seit der Pandemie weiter an – im Jahr 2021 gab es 114 Notfälle. ECHO ist unglaublich schnell bei der Bereitstellung seiner Hilfe: Im Allgemeinen vergehen höchstens 24 Stunden
zwischen dem Hilfeersuchen und der Bereitstellung der Hilfe, wenn die Hilfe innerhalb der EU angefordert wird, und höchstens 36 Stunden bei Hilfeleistungen außerhalb der EU.
Auf diese Weise gewährleistet ECHO eine schnelle und wirksame Bereitstellung der EU-Hilfe. Der Mechanismus steht jedoch unter dem Vorbehalt, dass das von der Katastrophe betroffene Land zunächst das Katastrophenschutzverfahren aktivieren
muss, und einige teilnehmende Länder wie die Türkei und Deutschland stehen im Verdacht eher zögerlich die Hilfe anzufordern.
Zu den erfolgreichen Beispielen für die Solidarität im Rahmen des Mechanismus gehört die Entsendung von über 150 Rettungskräften aus Frankreich, Italien und Österreich, als Belgien im Sommer 2021 von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht
wurde. Darüber hinaus hat ECHO im Rahmen seines Katastrophenschutzverfahrens 1 000 medizinische Evakuierungen ukrainischer Patienten finanziell und operativ unterstützt, um ihnen in Krankenhäusern in 18 Mitgliedstaaten eine spezialisierte
medizinische Versorgung zu bieten. Die gesamte Nothilfe für die Ukraine ist die größte und komplexeste Nothilfe, die bisher mit diesem Mechanismus durchgeführt wurde.
Angesichts der durch den Klimawandel verursachten Brände und Dürren hat ECHO die Mitgliedstaaten aufgefordert, Flugzeuge zu kaufen, um die immer häufigeren und intensiveren Brände im Sommer zu löschen, und diese zu betreiben, wobei
die Kosten von der Generaldirektion übernommen werden. Das EU-Rettungsprogramm, eine Erweiterung des Katastrophenschutzmechanismus, hat dies ermöglicht. Mit RescEU wird eine neue Mittelreserve (die „RescEU-Reserve“) geschaffen, die
eine Flotte von Löschflugzeugen und -hubschraubern, medizinische Evakuierungsflugzeuge und eine schrittweise Aufstockung der medizinischen Ausrüstung umfasst. So wurden zum Löschen der wütenden Waldbrände in Frankreich im August
2022 vier in Griechenland und Schweden stationierte RescEU-Brandbekämpfungsflugzeuge sowie Verstärkungsteams aus Deutschland, Polen, Österreich und Rumänien entsandt. Deutschland hat zum Beispiel erst im Jahr 2022, während der Waldbrände
im Harz, zum ersten Mal internationale Hilfe über das sogenannte RescEU Programm angefordert. So wurden in dem Zusammenhang zum ersten Mal aus der RescEU Reserve-Löschflugzeuge abgerufen, um deutsche Kräfte bei der Brandbekämpfung
zu unterstützen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Europäische Union nicht nur eine Hoffnung für die Demokratie für Menschen darstellt, die in Staaten mit undemokratischen Regimen leben, sondern auch jedes Jahr in bemerkenswerter und konkreter
Weise verschiedenen Staaten auf der ganzen Welt hilft, indem sie schnelle und lebensrettende Hilfe entsprechend ihren Bedürfnissen leistet, wenn sie von Naturkatastrophen oder vom Menschen verursachten Katastrophen oder anderen Notsituationen
heimgesucht werden. Heute beläuft sich das Jahresbudget von ECHO für humanitäre Hilfe auf etwas mehr als 1 Milliarde Euro, mit dem jedes Jahr Millionen von Menschen in der ganzen Welt geholfen werden kann. Natürlich löst die humanitäre
Hilfe keine Krisen, sie lindert sie nur. Dennoch ist diese Hilfe in kritischen Situationen unglaublich wertvoll. Und schließlich hat sich der Katastrophenschutzmechanismus bei der Bekämpfung von Naturkatastrophen wie Bränden und
Dürren in den letzten beiden Sommern als unverzichtbar erwiesen, die mit der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung unserer Erde wahrscheinlich noch zunehmen werden.
Europa debattieren
Unser dritter Tag im Herzen Europas starteten wir mit einem Besuch bei Debating Europe im politischen Zentrum Brüssels. Alexandra und Axel empfingen uns herzlich und erzählten uns von ihrer Arbeit. Ihre Organisation möchte
die Debattenkultur zu europäischen Themen stärken. Hierfür organisieren sie mit Bürger:innen Online-Veranstaltungen, in denen Expert:innen oder Politiker:innen zur gemeinsamen Diskussion eingeladen werden. Im regen Austausch konnten
wir uns hilfreiche Tipps zur Konzipierung und Organisation solcher Veranstaltungen ergattern, beispielsweise wie bestmöglich kompetente Expert:innen und erfahrene Politiker:innen erreicht, und diese für einen Austausch bewegt werden
können.
Was uns sehr freute war, dass wir über unsere geteilten Ziele sprechen konnten, welche unter anderem die Stärkung der Debattenkultur zu europäischen Themen, wie auch die Unterstützung des Diskurses zwischen Bürger:innen aller europäischen
Mitgliedstaaten beinhaltet. Wir hoffen sehr in Zukunft weitere Veranstaltungen, in denen Bürger*innen die Möglichkeit haben sich mit Expert:innen bestimmter Wissensgebiete oder Politiker*innen zu unterhalten, im Rahmen unserer Möglichkeiten
organisieren zu können.
Das Kernstück des Netzwerks sind Fokusgruppendiskussionen für Bürger:innen, welche von Netzwerkmitgliedern organisiert werden. Debating Europe hat in ihrem Netzwerk Mitglieder aus verschiedenen Mitgliedsländern und Drittländern vorzuweisen.
Dazu gehören Bürger:innen aus Kroatien, Bulgarien, Finnland, Frankreich, Deutschland und Slowenien ebenso wie fast allen Beitrittskandidaten wie Albanien und Mazedonien und die Türkei an.
Bottom up – Die Stimme der Bürger:innen
Ziel der Debating Europe Gruppe in Brüssel ist es echte Gespräche zwischen Europas Politiker:innen und den Bürgern ins Leben zu rufen. Konkret hilft Debating Europe dabei, die Fragen und Kommentare direkt an die politischen Entscheidungsträger
weiterleiten, damit diese darauf reagieren können. Laut Alexandra und Axel hat Debating Europe in den letzten 10 Jahren mehr als 3.000 politische Entscheidungsträger und Experten aus dem gesamten nationalen und politischen Spektrum
befragt.
Auch aus diesem Grund hat es uns sehr gefreut, dass im Anschluss ein weiterer Austausch möglich war. Dieser gab uns Antworten auf brennende Fragen, unter anderen zum erfolgreichen Erreichen unserer Zielgruppe auf verschiedenen Plattformen,
finanzieller Unterstützung unseres Vereins wie auch dem beidseitig nützlichem Kontakt zu Politiker:innen und Expert:innen.
Abschließend lässt sich nur sagen, wie wertvoll die Arbeit solcher Organisationen ist, da Debatten zu gesellschaftlichen Fragen und der Kontakt zur Politik sehr wichtig sind.
Ein Austausch mit Dr. Stefan Krauss im Europäischen Parlament
Die demokratische Beteiligung ist rückläufig
Trotz des umfassenden Wahlrechts, das den EU-Bürgern gewährt wird, ist die Wahlbeteiligung bei den Wahlen zum Europäischen Parlament tendenziell eher niedrig und sogar rückläufig. Von 1979 bis 2014 sank die Wahlbeteiligung von durchschnittlich
62 % auf 43 %. Bei den letzten Wahlen zum Europäischen Parlament lag die Wahlbeteiligung bei 51 %, was eine Verbesserung bedeutet. Wenn jedoch weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten von diesem Recht Gebrauch macht, muss die
EU erkennen, dass ihr Projekt der europäischen Integration einige Mängel aufweist, und Reformen durchführen, um die demokratische Beteiligung zu erhöhen.
Was kann die EU tun, um die demokratische Beteiligung zu erhöhen?
Obwohl die Ziele für eine stärkere demokratische Beteiligung klar sind, gibt es keine einheitliche Lösung, um dies zu erreichen. Es gibt einige Initiativen auf Unionsebene, die darauf abzielen, die demokratische Beteiligung und insbesondere
die Wahlbeteiligung zu erhöhen.
Kürzlich, im Jahr 2022, wurde im Europäischen Parlament eine Initiative für eine Vertragsänderung des Wahlsystems ins Leben gerufen. Der Vorschlag sieht einen paneuropäischen Wahlkreis vor, in dem die europäischen Wähler bei den Wahlen
zum Europäischen Parlament zwei Stimmen haben würden. Eine Stimme wird für die Wahl der Abgeordneten in den nationalen Wahlkreisen vergeben und eine Stimme in einem unionsweiten Wahlkreis, der aus 28 zusätzlichen Sitzen besteht.
Das bedeutet, dass ein Wähler in Zypern seine Zweitstimme z. B. für einen Kandidaten in Slowenien abgeben könnte, wenn er der Meinung ist, dass seine Werte in einer unionsweiten Perspektive am besten durch den ausländischen Kandidaten
vertreten werden. Um eine ausgewogene geografische Vertretung zu gewährleisten, würden die Mitgliedstaaten je nach ihrer Bevölkerungszahl in drei Gruppen eingeteilt. Die Listen würden proportional mit Kandidaten aus diesen Gruppen
aufgefüllt werden. Diese EU-weiten Wahlkreislisten sollten von europäischen Wahleinrichtungen eingereicht werden, z. B. von Koalitionen nationaler politischer Parteien, nationalen Wählervereinigungen oder europäischen politischen
Parteien im Europäischen Parlament.
Eine größere Vielfalt an Kandidaten kann dazu beitragen, der weit verbreiteten Kritik an einem Demokratiedefizit in der Europäischen Union entgegenzuwirken und das Interesse der Bevölkerung an Wahlen zu steigern.
JEF Bayern in Brüssel
Was natürlich an einer JEF-Fahrt nicht fehlen darf, ist eine ausführliche Reflexionsrunde und der Austausch mit anderen JEF Sektionen. Dafür haben wir uns ausführlich Zeit genommen. Die Nachbesprechung ist ein wichtiger Bestandteil
der Arbeit jedes Teams. Sie ermöglicht es den Teammitgliedern, ihre Gedanken und Ideen darüber auszutauschen, was gut gelaufen ist und was verbessert werden könnte. Außerdem haben wir die Zeit genutzt, um uns mit JEF Brüssel über
mögliche Kooperationen und andere JEF-Formate auszutauschen.
Vielen Dank an die 12 Mitglieder der JEF Bayern für ihre Zeit und die interessanten Diskussionen.
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