Die Jungen Europäischen Föderalisten Bayern verfolgen mit hoffnungsvollen Blicken die Absicht der EU-Institutionen das nun startende Jahr 2022 als Jahr der Jugend zu deklarieren und die damit verbundenen Vorhaben der Jugendförderung zu realisieren. Sowohl das Europäische Parlament, als auch der Europäische Rat und die Europäische Kommission haben sich darauf geeinigt – nach knapp zwei Jahren globalem Ausnahmezustand, in denen besonders junge Menschen unter gravierenden Einschnitten auf unterschiedlichen Ebenen ihres Lebens zu leiden hatten und dies weiterhin noch tun – eine zur COVID19-Pandemie gegensätzlichen Entwicklung anzustreben, die junge Menschen substanziell in den Fokus von politischen Entscheidungen, (Beteiligungs-)Prozessen und Ergebnissen rückt.

 

In dem Zuge planen die Initiativgebenden die Post-COVID-Ära für junge Menschen auf den Erkenntnissen und ebenfalls vorzufindenden Versäumnissen aufzubauen, die dem Anspruch des gesellschaftlichen Prinzips nach Generationengerechtigkeit bzw. darüber hinaus eines Generationenvertrages entspricht. Konkret fassen die beteiligten Institutionen die geplante inhaltliche Ausgestaltung des Europäischen Jahres der Jugend in vier Punkten knapp zusammen (1):

  • Erneuerung der positiven Perspektiven für junge Menschen, mit besonderem Augenmerk auf die negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf sie, während gleichzeitig hervorgehoben wird, wie der grüne und der digitale Übergang und andere Politikbereiche der Union Chancen für jungen Menschen und die Gesellschaft insgesamt bieten

  • Unterstützung junger Menschen, auch durch Jugendarbeit, insbesondere junger Menschen mit geringeren Möglichkeiten, die aus benachteiligten und unterschiedlichen Verhältnissen stammen oder gefährdeten und marginalisierten Gruppen angehören

  • Unterstützung junger Menschen bei der Erlangung eines besseren Verständnisses und aktive Förderung der verschiedenen Möglichkeiten, die ihnen auf EU-, nationaler, regionaler oder lokaler Ebene zur Verfügung stehen, um ihre persönliche, soziale, wirtschaftliche und berufliche Entwicklung zu unterstützen
  • Einbeziehung der Jugendpolitik in alle relevante Politikbereiche der Union im Einklang mit der EU-Jugendstrategie 2019-2027, um zu fördern, dass die Jugendperspektive auf allen Ebenen in die Politikgestaltung einfließt

 

Wir als pro-europäische Jugendorganisation begrüßen ausdrücklich die Vorhaben der Initiativgebenden und hoffen dabei auf eine vollumfängliche Umsetzung, die für die betroffenen jungen Menschen spürbar und wirksam sind. Dabei möchten wir jedoch eine Präzisierung vornehmen, in denen wir die genannten Vorsätze konkretisieren:

1. Mobilität und Reisen: Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf junge Menschen sind vielfältig. Ein Punkt, der bei allen jungen Generationen zu kurz kam, sind die jeweils fehlende Begegnungen in den unterschiedlichen Lebensbereichen und die dafür notwendige europäischen Reisen. Wir fordern diesbezüglich eine Aufstockung des Bildungsprogramms Erasmus+ sowie vermehrte (günstige) Angebote für den europäischen Schienenverkehr.

2. Arbeitsmarkt: Pandemische Auswirkungen hatte und hat ebenfalls der Arbeitsmarkt, besonders für Berufseinsteigende. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg in den knapp zwei Jahren der Pandemie zwischenzeitlich auf knapp 20% an und unterbrach somit die entgegengesetzte Tendenz des letzten Jahrzehnts (2). Um diese Entwicklung erneut zu brechen, fordern wir für die Post-Corona-Ära im Rahmen der Kohäsionspolitik in den inländischen europäischen Arbeitsmarkt für junge Menschen zu investieren, um die Thematik der Jugendarbeitslosigkeit mit Hilfe des europäischen Arbeitsmarktes zu beantworten.

3. Jugendbeteiligung: Unabhängig der Corona-Pandemie ist das Streben nach nachhaltiger und qualitativer Jugendpartizipation auf unterschiedlichen politischen Ebenen ein langfristiges Ziel, welches wir auch als Jugendorganisation beabsichtigen. Dabei können mehrschichtige Jugendräte bzw. im erweiterten Sinne auch Bürgerräte (von der kommunalen bis zur europäischen Ebene) eine wesentliche Rolle in der Demokratiebildung spielen, die die vorhandenen Elemente der bisherigen repräsentativen Demokratie erweitert und besonders jungen Menschen inkl. ihrer politischen Wahrnehmung in den Fokus rückt.

4. Bildung: Besonders der Bildungssektor war und ist während der Pandemie unumgänglich Gegenstand diverser politischer Maßnahmen und Diskussionen rund um den Umgang hinsichtlich Schließungen sowie Öffnungskonzepten. In diesem Zuge wurde die Wichtigkeit der digitalen Infrastruktur mehr denn je präsent. Darauf aufbauend setzen wir uns neben den Angeboten der digitalen Infrastruktur (z.B. je nach Bildungsgrad und Institution angepassten europäischen Online-Plattformen) zu einer facettenreichen digitalen Lernkultur ein, die unabhängig von weiteren oder künftigen pandemischen Entwicklungen sich etabliert.

Darüber hinaus möchten wir die Wichtigkeit der europäischen Bildung – auch im Jahr der Jugend – hervorheben. Das Sensibilisieren des gesamten Themenkomplexes EU und Europa ist in der schulischen Bildung ein wesentlicher Baustein für die Entwicklung zukünftiger Europäerinnen und Europäer. Hierfür ist weiterhin die Europawoche im Mai eine optimale Chance Wissen und Projekte für Schülerinnen und Schüler zu generieren, um ein persönliches Bewusstsein für die Thematik aufzubauen.

5. Informationen und Angebote: An dieser Stelle möchten wir die bisherigen EU-Angebote und Informationen in beispielsweise politischer Bildungsarbeit oder Mobilität (z.B. EYE – European Youth Event oder DiscoverEU) bewerben und weisen darauf hin, dass eine altersgerechte Zugänglichkeit dieser unumgänglich ist, um die Attraktivität sowie Erfolge dieser Programme sicherzustellen. Gezieltere Werbung über diverse Social-Media-Kanäle und Kampagnen sowie in den Bildungseinrichtungen ist hierbei ein nötiger Weg, um den Zeitgeist der jungen Generation zu treffen.

6. Kultur: Ein nicht unbedeutender Punkt in der frühen erwachsenen Lebensentwicklung ist neben persönlichen Begegnungen in oder außerhalb des Bildungsbereichs der Ausbruch junger Menschen hin zu Feierlichkeiten. Gerade in der Pandemie ist und war dies für viele Menschen einer Generation nicht möglich. Um diese Lücke im Erfahrungsschatz zu schließen, setzen wir uns für die Förderung von europaweiten Tickets für Konzerte und Festivals ein, die mit den bestehenden und potentiellen neuen Angeboten innerhalb Mobilität kombiniert werden können.

 

 

(1): https://germany.representation.ec.europa.eu/news/eu-erzielt-einigung-zum-europaischen-jahr-der-jugend-2022-2021-12-07_de

(2): https://ec.europa.eu/eurostat/documents/2995521/11563247/3-01092021-AP-DE.pdf/937ff3e0-4ec0-1e90-8f3b-dbb0195007dc

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